05. November - 17. Dezember 2011 | Eröffnung am 04. November, 18-21 Uhr
Loock Galerie freut sich, neue Arbeiten des in Berlin lebenden Engländers Gavin Tremlett (geboren 1977 in Bromsgrove, UK) vorzustellen.
Mangelnden Wagemut kann man Gavin Tremlett nicht vorwerfen. Seine Portraits sind mit einer Beklemmung und einem peinlich berührten Humor aufgeladen, der eine Maske aufsetzt, um die sexuelle Spannung zu überdecken. Der vierunddreißigjährige Künstler fordert beim Betrachter starke Reaktionen heraus, die von Unbehagen und Verwirrung bis hin zu dem Gefühl reichen, Teil eines voyeuristischen Geheimnisses zu sein. Gelegentlich rufen die Arbeiten auch Schrecken oder Ekel hervor, wobei die Schönheit von Tremletts Arbeiten sowie seine Fähigkeit, den Betrachter mithilfe von Farbe und Zeichenstift zu verführen, auf den ersten Blick darüber hinwegtäuschen.
Zu den Themen von Tremletts Malerei gehören Erotik, Sexualität, und Grenzübertretungen. Sie hinterfragt Schönheitsideale und Identitätspolitiken. Obgleich eindeutig Teil einer langen kunsthistorischen Tradition der figürlichen Malerei, sind Tremletts Portraits außergewöhnlich, weil sie sich gleichzeitig mit dem Diskurs über Abstraktion auseinandersetzen. Farbe und Form haben symbolischen Wert und Gewicht und tragen gleichzeitig zu einer narrativen Struktur bei. „Zwischen den Welten“ also – da befinden sich Tremletts Bilder–, demonstrieren sie, dass der Künstler über das Bekannte hinausblicken will, an einen Ort außerhalb des Bewusstseins. Der Künstler schwankt absichtlich zwischen dem Erhabenen und dem Pornografischen und schafft somit ein Spannungsfeld zwischen der bildlichen Erscheinung und dem Bildgegenstand als Objekt oder Zeichen. Signifikation wird der Macht des Blicks und den schaulustigen Wünschen sowohl des Betrachters als auch des Künstlers gegenübergestellt, bei einem Fest für die Augen „anzulangen“.
Doch die unbequeme Positionierung von Tremletts Figuren, die Behandlung ihrer Formen und der bewusste Einsatz übertriebener Farben machen eine einfache oder eindeutige Interpretation der Arbeiten unmöglich. Dieses Werk ist komplex und zeitweise schwierig zu begreifen. Der Künstler selbst formuliert es so: „Positioniert zwischen der bereitwilligen Annahme der Vulgarität in der zeitgenössischen Kultur und einer Sehnsucht nach einer verlorenen Art der Figuration in der Malerei, markiert meine Arbeit eine Schnittstelle zwischen den erhabenen Möglichkeiten der Malerei und dem in sich geschlossenen kruden Wesen der Pornografie.“
Die britische Kunstkritikerin und Kuratorin Jane Neal schreibt: „Es ist diese Spannung zwischen dem traditionellen Medium, mit dem mit erheblichem Können sowie mit Sensibilität und großem Gespür umgegangen wird, gekreuzt mit dem reißerischen Wesen der zeitgenössischen Quellen, die Tremlett nach Material durchforstet, die zu einem Konflikt führt. Dieser Konflikt pulsiert im Werk selbst und geht dann aber ebenso auf den Betrachter über. Das Medium sowie die Ausführung der Arbeit fordern ein, dass man sie betrachtet. Die Art der Farben und Stifte und die Raffinesse, mit der diese eingesetzt werden, sind extrem verführerisch, aber die Posen der Portraitierten machen es uns als Betrachter nicht leicht. Man hat das Gefühl, dass, was hier ausgestellt ist, nur für intime Auseinandersetzungen und Begegnungen gedacht ist, aber die nonchalanten, ja provokativen Posen offenbaren Protagonisten, denen das Unbehagen des Betrachters egal ist und die ihre Sexualität scheinbar in einer offenen beziehungsweise geradezu unverhohlenen Art und Weise zur Schau stellen.“ (Jane Neal in „Gavin Tremlett: Caught up in the Carnival“, 2003)
Gavin Tremlett hat an der Loughborough University School of Art & Design Kunst studiert und seine Studien 2004 mit dem Master in Fine Art an den Royal Academy Schools in London abgeschlossen. Er lebt und arbeitet in Berlin.
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Gavin Tremlett. Practice 05 November - 17 December 2011 | Opening on 4 November, 6-9 pm
Loock Galerie is pleased to present new work by the English born, Berlin based artist Gavin Tremlett ( * 1977, Bromsgrove, UK ).
Gavin Tremlett is nothing if not bold. His portraits are charged with anxiety and an embarrassed humour that often feels it has to adopt a mask to hide the inherent sexual tension. The 34-year-old artist's works invites strong reactions from the viewer, whether it be discomfort, confusion, or the feeling he is party to a voyeuristic secret. Occasionally it engenders horror or disgust, though this is initially belied by the beauty of Tremlett's handling of form and material and his ability to seduce the viewer with both paint and pencil.
Tremlett’s paintings address eroticism, sexuality and transgression. They also question ideals of beauty and the politics of identity. Though clearly emerging from a long held art historical tradition of figurative painting, Tremlett’s portraits are exceptional for their ability to engage with the discourse that surrounds abstraction. Colour and form have symbolic value and weight, as well as playing into a narrative structure. 'Between worlds' then, as his paintings are, Tremlett's works demonstrate his desire to look beyond the familiar, into a place outside of consciousness. The artist deliberately prevaricates between the sublime and the pornographic, thus creating tension between visual appearance and the subject as object or sign. Signification is pitted against the power of the gaze and the scopophilic desires of both the viewer and the artist to 'arrive' at a feast for the eyes.
Yet, the uncomfortable nature of the positioning of Tremlett's subjects, the treatment of their forms and his deliberate use of heightened colour disturbs a simple or single reading. This work is complex and at times difficult to fathom. The artist himself comments: “Situated between an embrace of vulgarity in contemporary culture, and a yearning for a lost mode of figuration in painting, my work establishes a place of intersection between the sublime possibilities of painting, and the closed, crude nature of pornography“.
The UK-based art critic and curator Jane Neal writes: “It is this tension between traditional medium, wrought with considerable skill, fluidity and sensitivity, crossed with the lurid nature of the contemporary sources that Tremlett scours for material, that creates conflict. This conflict pulses through the work itself, but it also courses through the viewer. The medium and execution of the work demand it be looked at. The nature of paint and pencil and the finesse of its handling is extremely seductive, yet the poses of the subjects often make for uncomfortable viewing. There is a sense that what is on display is intended for intimate engagement and encounter, yet the nonchalant and provocative poses reveal protagonists who care little for the discomfort of the viewer and appear to be flaunting their sexuality in an open if not blatant manner.” (Jane Neal in “Gavin Tremlett: Caught up in the Carnival”, 2003)
Gavin Tremlett studied Fine Arts at the Loughborough University School of Art & Design before finishing his Master in Fine Art at London’s Royal Academy Schools in 2004. He works and lives in Berlin.