SFEIR-SEMLER Hamburg: NEUE KUNST IN HAMBURG : Matthias Meyer
curated by Stefan Kalm�r
- 8 Nov 2008 to 22 Nov 2008

Current Exhibition


8 Nov 2008 to 22 Nov 2008
Openig Reception:
Friday, 7th of November 2008 from 6pm to 9pm
Galerie Sfeir-Semler
Admiralit�tstr. 71
D - 20459
Hamburg
Germany
Europe
p: 49 40 37 51 99 40
m:
f: 49 40 37 51 96 37
w: www.sfeir-semler.de











Matthias Meyer
Exhibition view Galerie Sfeir-Semler
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Web Links


Galerie Sfeir-Semler
Galerie Sfeir-Semler Beirut on re-title

Artist Links


Daniele Buetti
Amal & Abed El Ghany Kenawy
Walid Raad
HANS HAACKE



Artists in this exhibition: Matthias Meyer


Neue Kunst in Hamburg

�Neue Kunst in Hamburg e.V.� wurde 1986 ins Leben gerufen, um lokale K�nstler durch Ausstellung und Katalog zu f�rdern; seit 1997 wird dieses Stipendium als ein Reisestipendium vergeben. Ein ausw�rtiger Kurator, der von �Neue Kunst in Hamburg e.V.� berufen wird, w�hlt aus �ber 200 Bewerbungen durch Sichtung der Recherche, Vorhaben im Ausland und durch Studiobesuche jeweils 4 bis 6 f�rderungs- w�rdige Stipendiaten aus. �Neue Kunst in Hamburg� finanziert diesen Stipendiaten jeweils Reise und einen 5-monatigen Auslandsaufenthalt, nach ihrer R�ckkehr eine Ausstellung sowie eine Publikation. Die diesj�hrigen Stipendiaten sind:

Anna M�ller mit Mauricio Guillen
Thomas Baldischwyler mit Passenger of Shit
Michael Conrads
Katrin Mayer
Matthias Meyer
Gernot Faber (Lutz Kr�ger & Sebastian Reuss)

Diese von Stefan Kalm�r (Direktor des Kunstvereins M�nchen; Ludlow 38, New York City) ausgew�hlten Positionen werden zwischen dem 7. und 22. November 2008 in sechs parallelen Einzelausstellungen in der J�rgen Becker Galerie, Galerie Karin Guenther, Galerie f�r Landschaftskunst, Galerie D�rrie * Priess, artfinder Galerie, Produzentengalerie, Galerie Katharina Bittel und der Galerie Sfeir-Semler (alle Admiralit�tstra�e 71) pr�sentiert; Die Ausstellungen werden von sechs individuellen K�nstlerpublikationen (alle Textem Verlag) begleitet.
�Das sonst �bliche Format der Gruppenausstellung weicht erstmals dem Format von sechs Einzelausstellungen. Bei einer Auswahl der Stipendiaten kann es ja nicht zwangsl�ufig um die Pr�sentation einer koh�renten Gruppenausstellung gehen; k�nstlerische Produktion in Hamburg ist vielschichtig und komplex und l�sst sich nicht unbedingt auf �einen� schl�ssigen Nenner einer Gruppenausstellung bringen. Eine Szene wie in Hamburg lebt ja gerade auch von diesen Dissonanzen.
Ein weiteres Novum der diesj�hrigen Ausstellung ist die Pr�sentation in Zusammenarbeit mit einem Spektrum der Hamburger Galerien; mit dieser Entscheidung wird durchaus auch das ideologisch und �konomisch komplexe Verh�ltnis der lokalen Galerien und Sammlerszene zu den lokal produzierenden K�nstlern und Institutionen � und die Dichotomie beider zueinander � thematisiert.
Hamburg zeichnet sich durch eine lebendige und streitbare Kunstszene aus, die sich trotz des allgegenw�rtigen Berlin-Sogs ihre Eigenst�ndigkeit bewahrt hat. Hamburg und die hier arbeitenden K�nstler agieren aus kritischer Distanz zur Hauptstadt. Verglichen mit der Situation in M�nchen bringt vor allem die k�nstlerische Ausbildung an der Hochschule f�r bildende K�nste in Hamburg - an der alle diesj�hrigen Stipendiaten studierten �, aber auch die im Vergleich lebendige �Off-Szene� immer wieder K�nstlerpositionen hervor, die auch international Beachtung finden. Das von �Neue Kunst in Hamburg� initiierte Stipendium war und ist f�r viele dieser K�nstler eine entscheidende Hilfe in ihrer Entwicklung. W�hrend andere St�dte krampfhaft versuchen, �ihre� K�nstler zu halten, schickt dieses Stipendium sie ins Ausland. In einer Zeit, in der Diskurse und k�nstlerische Produktion sich innerhalb eines globalen Netzwerks formieren, hilft dieses einmalige Stipendium jungen K�nstlern, sich innerhalb dieser Netzwerke kritisch zu orientieren, zu artikulieren und zu positionieren.� (Stefan Kalm�r)
Thomas Baldischwyler (1974) reiste nach Australien, um seine Idee von Authentizit�t zu �berpr�fen. Der K�nstler, mit dem er prim�r zusammenarbeiten wollte, war Swift Treweeke, der auch unter dem Namen �Passenger of Shit� in der Speed- und Breakcore-Szene bekannt und mit dem, von wenigen europ�ischen Hardlinern kultisch verehrten, Musik-Label �System Corrupt� assoziiert ist. Ein Aspekt Baldischwylers Arbeit ist die Frage nach der M�glichkeit von widerst�ndiger Artikulation und ihrer Rolle in gesellschaftlichen Prozessen. Baldischwyler ist fasziniert an dem, was f�r gew�hnlich als absto�end und unrein deklariert wird, wie auch an der Dialektik, durch die etwas kulturell marginalisiert wird. In der Kollaboration mit �Passenger of Shit� versuchte er hier, eine Wechselbeziehung zwischen der �Gl�tte� des von Baldischwyler verwendeten folkloristischen Mediums der Hinterglasmalerei und dem subkulturellen Inhalt des australischen Speed- und Breakcores herzustellen.
Zur Ausstellung in den R�umen der J�rgen Becker Galerie erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Farbabbildungen mit Textbetr�gen von Thomas Jeppe, einem Interview mit Rancid Shit Wank, Passenger of Shit, und einer 4.5 inch Vinyl mit Swift Treweeke und Alex Vivian live in Melbourne.
�Mexiko ist das gelobte Land der abstrakten Kunst.� schrieben 1936 Anni und Joseph Albers an Kandinsky. Michael Conrads (1977) setzte sich auf seiner Reise durch Mexiko und Rio de Janeiro mit utopischen und dystopischen Orten auseinander: der modernen Architektur Luis Barragans, den transzendent-psychedelischen Bildern eines Pedro Friedeberg und dem langsam verfallenden surrealistischen Garten von Las Pozas (1962-1982) des britischen Exzentrikers Sir Edaward James (1907-1984). In Conrads Arbeiten kollabiert dieser utopische Moment der s�damerikanischen Moderne in ein Prisma von Referenzen aus Subkultur, Karneval und Malereigeschichte. Wie das Haus von Barragan und der Garten von James w�chst in der f�r diese Ausstellung konzipierten Arbeit �The Repetitive Room� Conrads Malerei hier zu einem dichten Netz von Refferenzsystemen - zu dem, was mit De la Barra als �hyper-surreal� bezeichnet werden kann.
Zur Ausstellung in den R�umen von artfinder erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Farbabbildungen mit Textbetr�gen von Nicole B�sing und Heiko Klaas und einem Interview mit Pablo Leon De La Barra.
Gernot Faber ist real, laut Sebastian Reuss (1974) und Lutz Kr�ger (1972) �lebte Gernot Faber bis zum Fall der Mauer, in M�hlheim an der Ruhr. Anschlie�end verlagerte er sein Trachten und Tun nach Baselitz, wo er vollkommen entschleunigt seiner autodidaktischen Bildnerei fr�nte.� Gernot Faber �spricht, malt, isst �pfel, spielt Musik und reist gerne nach Rum�nien und Phuket. Faber ist ein Akteur, ein hybrider Charakter, wie aus einem Brecht�schem Lehrst�ck, aber mit dem psycho-sexuellen Apparat eines Paul Mc Carthys. Durch Faber hindurch spielen Reuss und Kr�ger mit Rollen von Erwartung, Genius und Dilettantismus, sie benutzen vor allem Fabers Interesse an Malerei als ein Vehikel der psychischen Ent�u�erung. In der Maskerade des Klischees legen Reuss und Kr�ger nicht nur die voyeuristischen Erwartungen der Betrachter offen, sondern reflektieren philosophisch pointiert �ber die Mechanismen des Systems Kunst. Oder in Fabers �eigenen� Worten auf die Frage: Was w�re die eigenwilligste Verkleidung ihrer Wahl?: �Eine Maske meines Gesichts auf meinem Gesicht, sodass Menschen denken, das bin nicht ich � aber jemand, der vorgibt, ich zu sein.�
Zur Ausstellung in den R�umen der Karin Guenther Galerie erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Farbabbildungen und einem Interview mit Gernot Faber.
Matthias Meyers (1972) komplexe Arbeiten kreisen um die Grundstruktur, um die Bausteine von popul�r-kultureller Narration sowie ihren Produktionsmechanismen: das Buch, der Film, das Konzert, die Platte, der Text, das Wort, der Buchstabe, das Klavier, das St�ck, die Note. Mit einem digital erzeugten Nebel, �Folded Fog�, 2008 als gefaltetes Poster in der Gr��e einer Leinwand beziehungsweise in der Gr��e eines Kinoplakats (4 x 3 Meter) reproduziert, thematisiert er ebenso die illusionistischen wie die �konomischen Mechanismen der Traumfabriken und spielt mit dem projizierte Begehren ihrer Konsumenten. Indem Meyer aus den Bildern wesentliche Handlungsmomente entfernt, ihnen die eigentliche Story nimmt, ist der Betrachter in der Lage, die so bahrgelegten Mechanismen der Produktion von Narration und Illusison und �Desire� zu sehen. In �Index, 2008� wird Beethovens romantische Mondscheinsonate durchdekliniert, ein selbst spielendes Klavier ist so programmiert, dass es alle T�ne der Reihe nach aufsteigend sortiert, sodass der am h�ufigsten vorkommende Ton derjenige ist, der als Letztes �brig bleibt. Er nimmt der Sonate wie auch schon im Motive des Nebels nicht nur den romantisch-sublimen Charakter, sondern exponiert die so sinnentleerte Konstruktion der einzelnen Bausteine und wirft damit den Betrachter in einen Zustand der Desillusion zur�ck.
Zur Ausstellung in den R�umen der Galerie Sfeir-Semler erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Farbabbildungen mit einem Textbeitrag von Vanessa Joan M�ller.
In ihren �Displays� spielt Katrin Mayer (1974) mit der sozialen, kulturellen und �konomischen Architektur des zur Schau gestellten. Ihre konzeptuelle Praxis befasst sich nicht nur direkt mit der vorhandene Architektur des Ausstellungsraums und seine Parallele zu kommerziellen Shop-Displays, sondern auch mit dem Verh�ltnis zwischen �Begehren� und �Sein�. Mayer konzentriert sich in ihrer Arbeitet auf jene Oberfl�chen, die in ihren verschiedenen Formen des �Displays�, als Schnittstelle von �Desire�, Ideologie, Selbstdarstellung und Identit�t fungieren. In ihren Arbeiten stellt sie so Beziehungen zwischen den glitzernden Oberfl�chen und der Verkleidung von Schaufenster-Displays, den Fassaden von Shopping- Malls und beispielsweise der kodifizierten Selbstinszenierung (sub-)kultureller Gruppen her. In ihrer Arbeit verdreht sie so die �Politik des Displays� zum �Display von Politik�.
Zur Ausstellung in den R�umen der Produzentengalerie erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Abbildungen mit Textbeitrag von Hanne Loreck.
Anna M�llers Arbeiten k�nnen als lyrische Abstraktion verstanden werden. �hnlich wie in der konkreten Poesie, auf die die brasilianische Tropicalia-Bewegung aufbaute, geht es in Anna M�llers Arbeiten um die Unterscheidung zwischen K�rper und Konzept, wobei der K�rper hier immer auch als sozialer K�per verstanden werden muss. Ihre Arbeit verbindet verschiedene Ans�tze von Konstruktivismus von Tatlin, Malevitsch, El Lissitzky zu De Stijl und dessen Weiterentwicklung durch den brasilianischen K�nstler Helio Oiticica (1937-1980). Damit schlie�t M�ller nicht historische Perspektiven ab, weil sie fehlgeschlagen sind, sondern er�ffnet mit ihrer Arbeit Perspektiven, die eine Neubewertung antizipieren.Wie in ihren Arbeiten Untitled (Sky over Ramallah), Untitled (Sky over Jerusalem), Untitled (Sky over Beer Sheva), in der sie bis auf den Himmel jedes Detail einer Postkarte entfernt hat, muss sich der Spektator auch in ihrer Installation zu der vorgefundenen Struktur in Beziehung setzen � neu organisieren. So wird der Ort der Selbstwahrnehmung und damit der Identit�t strukturiert und konstant neu verhandelt.
Zur Ausstellung in den R�umen der Galerie f�r Landschaftskunst und D�rrie * Priess erscheint eine Publikation im Textem Verlag, 36 Seiten; durchgehenden Abbildungen mit einem Textbeitrag von Kerstin Stakemeier.
Dem urspr�nglichen Konzept des �Neue Kunst in Hamburg�-Stipendiums folgend hat Anna M�ller den Mexikanischen K�nstler Maricio Guillen (1971) eingeladen, den sie w�hrend ihres Stipendium- Aufenthalts in Tel Aviv kennenlernte. M�ller und Guillen teilen in ihren Arbeiten das Interesse daf�r, wie Ideologien das Individuum organisieren. Guillen wie M�ller arbeiten mit einer poetischen Sprache, die die Mechanismen von Ein- und Ausschluss in der Sph�re des Sozialen sichtbar machen. In I don�t believe in Aliens (2006) benutzt Guillen Lithographien aus einem deutschen Reisef�hrer aus dem 18. Jahrhundert, in dem Reisende die exotische Landschaft Mexikos betrachten. Guillen hat einen rautenf�rmigen Ausschnitt aus jedem Druck geschnitten und damit jeden Menschen, Reisenden aus dem Bild und der Landschaft entfernt. �hnlich den S�uberungsaktion der �Extraordinary Rendition� (dt. au�erordentliche Auslieferung) der CIA sind die unwillkommenen Fremden aus dem Bild extrahiert. Indem der Effekt des Widerspruchs sich hier verdoppelt � denn letztlich sind die fremden nur au�erhalb des Bildes �, stellt Guillen die Frage nach der Wertigkeit von Grenzziehungen als eine Form der Artikulation von Macht im Raum.
Mauricio Guillen stellt in den R�umen der Galerie f�r Landschaftskunst und D�rrie * Priess aus.
In den R�umen der Galerie Katharina Bittel werden erstmalig eine Auswahl von Editionen und Arbeiten pr�sentiert, dessen Erl�s die Stipendiaten und die Arbeit des Vereins �Neue Kunst in Hamburg� unterst�tzen wird.
Stefan Kalm�r und �Neue Kunst in Hamburg� m�chten sich bei allen beteiligten Galerien f�r ihre Kooperation an diesem Vorhaben bedanken, dass sie ihre R�ume unentgeltlich zur Verf�gung stellen und daf�r das alle Erl�se von Verk�ufen zu 100 % an die Stipendiaten gehen.