HENGESBACH GALLERY: Axel Lieber | Bj�rn Siebert - 27 Oct 2012 to 15 Dec 2012

Current Exhibition


27 Oct 2012 to 15 Dec 2012
Tuesday-Saturday 11am-6pm
HENGESBACH GALLERY
Charlottenstra�e 1
10969 Berlin � Mitte
Berlin
Germany
Europe
T: +49 (0)30 � 209 137 97
F: +49 (0)30 � 209 137 99
M:
W: www.hengesbach-gallery.de











Axel Lieber | Bj�rn Siebert
HENGESBACH GALLERY
27 Oct 2012 to 15 Dec 2012


Artists in this exhibition: Axel Lieber, Bj�rn Siebert


Axel Lieber

Eine Hose, deren Dimension von einem kindlichen Hosenbein zur voluminösen Hüfte eines stattlichen Erwachsenen anschwillt, ein Gehstock, auf den Maßstab eines Kindes eingekürzt, ein stabiler Stuhl, auf Kinderstühlchengröße komprimiert – Axel Lieber zerschneidet sein Ausgangsmotiv und fügt das Material elliptisch neu zusammen. Diese Arbeitsweise ist mit dem Cutten filmischer Aufnahmen vergleichbar, wobei zeitliche Sprünge, Rück- und Vorblenden oder gar irrational zusammengefügte Episoden möglich werden. Charakteristisch für die ausgestellten Skulpturen ist es, Teile zweier oder mehrerer Zustandsformen neu zu montieren, ohne dass dabei der zeitliche Transformationsprozess angegeben wird. Dieser vollzieht sich vielmehr fiktiv im Kopfkino des Betrachters, das die Arbeiten zwangsläufig durch ihre Aussparungen anstoßen.

Die Montagen können sich in seinem Werk auch auf taktile bzw. funktionale oder architektonische Kontradiktionen beziehen, werden jedoch in seiner Einzelausstellung SILENT MOVIE auf die zeitlichen Antipole von Kindheit und Alter forciert. Dabei beziehen sich die Arbeiten nicht nur auf das Cartoon, indem sie narrative Mittel des Comics wie Sprechblasen, panels und characters zitieren, sondern auch indem Lieber die Arbeiten komisch-lakonisch zuspitzt und – in der ursprünglichen Definition von Cartoon – ohne Wortsprache auskommt. Durch die Pointierung, die sich durch die ironische Zusammenführung von Gegensätzen wie Kindheit und Erwachsensein ergibt, entsteht eine gewisse melancholische Dramatik, die uns auf eigentümliche Weise berührt. Es kommen Fragen in uns auf, die unsere Intimität ansprechen – nach Identität, nach verpassten Lebensmöglichkeiten, nach dem Gehäuse von Ängsten, Sehnsüchten und nach einem Ziel und Sinn des Lebens selbst. SILENT MOVIE steht damit in seiner Fiktionalität stellvertretend für einen Lebensweg, der die Sinnsuche aber auch das Gefühl der Leere und den Schmerz über die Vergänglichkeit mit einschließt.


Axel Lieber

A pair of pants whose dimensions swell from a childish pant leg to the voluminous hip of a stately adult; a cane shortened to the scale of a child; a sturdy chair compacted to a child’s high chair – Axel Lieber cuts his original motif and reassembles the material elliptically. This way of working can be compared to that of film editing, whereby temporal cuts, flashbacks and flash-forwards as well as irrationally spliced episodes are made possible. Characteristic of these sculptures is that parts of two or more forms are reassembled without the temporal process of transformation being made apparent. In fact, this takes place fictionally in the mind’s eye of the viewer, which the works inevitably trigger due to what’s missing.

In his work, the montages can be based on tactile, i.e. functional or architectonic contradictions, but in the solo exhibition SILENT MOVIE, they are restricted to the antitheses of childhood and old age. As such, the works then also refer to cartoons, not only since they cite the narrative means of comics, like speech bubbles, panels and characters, but also because Lieber comically/laconically exaggerates the works and – as in the original definition of cartoons – he doesn’t make use of verbal language. Created by pointed emphasis that unfolds from an ironic juxtaposition of opposites like childhood and adulthood, a certain melancholic drama touches us in an idiosyncratic way. Questions arise within us that address our intimacy – questions concerning identity, missed opportunities, the housing of fears, desires and the meaning and goal of life itself. With its fictionality, SILENT MOVIE represents a way of living that searches for meaning but also implies feelings of pain and emptiness by way of transience.


Björn Siebert

MEin Pappmaché-Häuschen auf einer Schreibunterlage, ein abgebissener Bagel auf zerknülltem Konditoreipapier: Björn Sieberts 'Remakes' erzählen von Augenblicken unserer täglichen Lebens-kultur. Meist zeigen seine Fotografien Dinge, seltener Personenstücke. Gemeinsam ist allen 'Remakes' das Zufällige. Ihre Entstehungsmomente scheinen auf flüchtige Augenblicke zurückzugehen. Allerdings wirken Sieberts Fotografien trotz dieser Annahme immer auch komponiert. In der Beiläufigkeit der Motive schwingt eine merkwürdige Betonung mit. Das Pappmaché-Häuschen und der Bagel lassen in ihrem bildhaften Aufbau keinen Zweifel an einer situationsbezogenen Vollkommenheit. Die Ursache dieser Wirkung liegt in der bewussten Inszenierung des ursprünglich Zufälligen. Sieberts 'Remakes' zeigen keine Erfahrungen aus erster Hand, sondern Rekonstruktionen von Amateuraufnahmen, die der Künstler im Netz gefunden hat. Im schier unbegrenzten Kosmos online gestellter Fotografien bedient er sich an Schnappschüssen, die ihm als Vorlage für seine Interpretationen dienen.

Gleich einem Archäologen sucht Siebert in der digitalen Bilderflut nach ungewöhnlichen Verklammerungen von Gegenstand und Raum. Hat er seine Wahl getroffen, beschafft er sich monatelang in mühevoller Recherchearbeit jedes Detail für seine Nachstellung. Auf diese Weise werden aus den auf seltsam unachtsame Weise entstandenen Dokumentarstücken sorgfältig arrangierte Reportagen zu unserer täglichen Lebenskultur, die gesammelt zur Repräsentation werden. Keinesfalls geht es Siebert dabei um die Wiederholung. Vielmehr versucht er die Ungeklärtheit von Trivialität und Sinn sowie den enzyklopädischen Gehalt seiner Foto-Fundstücke zu entschlüsseln. Dass ein ‚Remake’ nicht zuletzt durch die technische Reproduktion durch eine großformatige Plattenkamera ein Vielfaches mehr an Aufmerksamkeit erlangt als das einstige Original, ist eine zusätzlich paradoxe Vertauschung von Perspektiven und Intentionen.

Björn Siebert

A papier mâché cottage on a writing pad, a bitten bagel on crumpled pastry paper: Björn Siebert’s ‘Remakes’ relate moments of our everyday lives. His photographs tend to reveal objects, and less often dramas between people. Common to all of the ‘Remakes’ is an element of chance. Their origins seem to go back to fleeting moments. Despite this admission, Siebert’s photographs nevertheless always feel composed. The casualness of the motives resonates with a remarkable accent. In their pictorial composition, the papier mâché cottage and bagel leave no doubt as to their situational completeness. The cause of this impact rests in the careful staging of what was originally random. Siebert’s ‘Remakes’ do not present first-hand experiences but rather reconstructions of amateur photos that the artist found in the internet. In the almost unlimited universe of photos posted online, Siebert helps himself to snapshots, which serve as models for his interpretations.

Similar to an archeologist, Siebert searches for unusual groupings of space and objects in the digital flood of pictures. Once he has made his selection, he then works for months, painstakingly researching every detail for the ensuing reenactment. In so doing, carefully arranged reportages of our lives emerge from disregarded documents and together they make up a representation. For Siebert, this has nothing to do with repetition. He attempts much more to decipher the ambiguity of triviality and meaning as well as to uncover the encyclopedic yieldings of his photographic findings. That a ‘Remake’ requires more attention than the original, not least because of its technical reproduction with a large format camera, is an additional paradoxical reversal of perspectives and intentions.

Artists represented by the Gallery