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Bob Gysin: David Willen - Fluchten - 27 Oct 2007 to 22 Dec 2007 Current Exhibition |
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David Willen - Fluchten
Kerzers, 2007, C-Print Diasec, 120 x 160 cm |
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Der Gotthardtunnel, das CERN in Genf, die Uno-Vollversammlung in New York, eine Br�cke in Sevilla, die psychiatrische Klinik Baumgarter H�he in Wien ? was haben all diese verschiedenen Orte gemeinsam, was f�hrt sie in einem Buch zu einem Panoptikum zusammen? Es ist die Weit- und Weltsicht des Fotok�nstlers David Willen, der mit seinen Arbeiten eine Form von Weltaneignung oder besser Weltann�herung praktiziert. Jeder Ort markiert eine Station innerhalb eines ?work in progress?, eines Konzepts mit offenem Ausgang, jede neue Fotoarbeit f�gt sich in eine Serie schon bestehender Werke und noch folgender. Willen bearbeitet das Thema der ?Fluchten? seit 1999 und ein Ende ist nicht absehbar. Seine Werke formen Weltinnenr�ume, die uns abtauchen lassen, die sich uns verf�hrerisch �ffnen und gleichzeitig unheimlich verschliessen. David Willen nennt seine Aufnahmen Bilder. Verst�ndlicherweise, denn sie zeugen von einer profunden Kenntnis der malerischen Tradition. Sein ausgepr�gter Sinn f�r die sensible Akkordik der farbigen Instrumentierung l�sst sich ohne die Besch�ftigung mit dem Medium der Malerei kaum erkl�ren. David Willen erhebt sie gar zum Prinzip, nicht mehr, um die Welt ? wie die Renaissance-K�nstler - auf den Punkt zu bringen, sondern um ihr einen Fluchtpunkt einzugestehen. Seine Orte entziehen sich in gleicher Weise, wie sie sich uns grossz�gig �ffnen. Weltaneignung geht immer einher mit dem schmerzlich melancholischen Bewusstsein um Weltverlust. Seine Werke erscheinen beinahe n�chtern und prosaisch. Auch wenn sie sich nicht genau benennen und verorten lassen, sind sie uns in ihrer puren Allt�glichkeit vertraut. Manchmal findet der K�nstler seine Motive in unmittelbarer N�he. Meist liegen sie aber nicht einfach am Arbeitsweg, sondern fernab, in anderen L�ndern und Kontinenten und sind nur schwer zug�nglich. Es ist wohl seine Obsession, die ihn antreibt auf dem Weg zum Ziel auch vor aufw�ndigen Vorbereitungen nicht zur�ckzuschrecken. Und er begn�gt sich nicht mit der Sicht auf die Dinge, er verlangt nach einer inneren Perspektive, er will in die Kliniken, die Gef�ngnisse, die Banken, die Forschungszentren und Tunnels hinein sehen. Nicht nur, dass Willen die Welt als eine in Tiefe fluchtende wahrnimmt, auch die Farben seiner Bilder entsprechen seiner speziellen Erfahrung und Empfindung. �ber das Instrumentarium der Farbe evoziert er seine Begegnung mit dem erinnerten Ort m�glichst ad�quat. Und so erlaubt er sich beim Einsatz der Farbe Manipulationen. Da wird er zum Maler mit den digitalen Mitteln der Bildbearbeitung. Die ?Einf�rbung? seiner Werke sind weit mehr als eine optische �bersetzung, sie vermittelt eine syn�sthetische Erfahrung, in der auch aus dem Ged�chtnis wach gerufene Ger�usche und Ger�che osmotisch ins Bild diffundieren und in ihm verstr�men. Dr. Angelika Affentranger-Kirchrath Auszug aus dem Essay zur Publikation �Fluchten / Vanishing Points� |
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